Prag, im Herbst 1945. An ihrem ersten Schultag schließt Rusalka Freundschaft mit Klára. Deren Mutter, die Juristin Božena Cestová,
hat das Konzentrationslager Theresienstadt überlebt und hofft nun, als Beraterin der Regierung ihrem Land zu freiheitlichen Gesetzen
zu verhelfen.
Beide Elternhäuser versuchen nach Kräften, den Mädchen trotz des Mangels der Nachkriegszeit eine unbeschwerte Kindheit
zu ermög-lichen. Doch schon bald setzen sich die moskautreuen Kommunisten als alleinige Befehlshaber durch. Die Hoffnungen auf Meinungsfreiheit
und die Wiederkehr kultureller Vielfalt sind damit für lange Zeit zunichte gemacht. Kláras Mutter wird als Staatsfeindin angeklagt
und zum Tode verurteilt.
Rusalka wächst heran. Sie kann die traumatischen Ereignisse ihrer Kindheit niemals ganz verwinden. Auch ihre
Ehe wird daran scheitern. Trost und Kraft geben ihr einige wenige Menschen, besonders aber ihre Heimatstadt. Prags jahrhundertealte
Geschichte und kultureller Reichtum sind Rusas Lebenselixier und verhindern, dass sie gänzlich verzweifelt.
Lange Jahre verbringt
sie in einem ungeliebten Büroberuf, bevor sie den Mut findet, als Fremdenführerin einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Doch auch
hier kann sie nie ganz so sprechen, wie ihr zumute ist.
Als im Herbst des Jahres 1989 schließlich DDR-Bürger über die bundesdeutsche
Botschaft in Prag in die Freiheit ausreisen, ist es auch für Rusalka nicht mehr weit bis zu dem Tag, an dem sie zum ersten Mal in
ihrem Leben als freie Bürgerin eines freien Landes an freien Wahlen teilnehmen kann.
Wenn die Fremdenführerin Rusalka Libová heute
ihren Besuchern im Hof der Prager Burg vom Leben der Menschen im Mittelalter erzählt, von dem Streben nach Bildung und Schönheit,
so muss niemand ihr anmerken, wie viel Entbehrungen sie durchlebt, wie viel Verlust sie erlitten hat.
Auch bei ihren Führungen durch
die Gedenkstätte Theresienstadt findet sie Worte der Versöhnung, obgleich ihr das an diesem Ort besonders schwer fällt.
Das Buch erzählt
von Menschen, die in schweren Zeiten versuchen, anständig zu bleiben und sich ihr Vertrauen zu einander und zu sich selbst zu bewahren.
Es ist ein nachdrückliches Plädoyer für das Grundrecht auf Freiheit und wendet sich gegen den Terror totalitärer Systeme jedweder
Art.
Nicht zuletzt ist es eine Liebeserklärung an die Goldene Stadt Prag.